Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen die Heidelberger Jurastudierenden von Pro Bono (Engagementpreis-2014): Sie bieten kostenfreie Rechtsberatung im Arbeits- und Sozialrecht sowie im Zivil- und Asylrecht an, so dass Menschen, die sich keinen Anwalt leisten können, eine Möglichkeit erhalten, sich zu juristischen Problemen beraten zu lassen. Gleichzeitig können die teilnehmenden Studierenden Praxiserfahrung sammeln und sich lebensnah mit den Problemen zukünftiger Mandant/innen vertraut machen.
Seit 2013 bieten junge Jura-Studierende der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg kostenlose Rechtsberatung an. Die Vorteile liegen auf der Hand: juristischer Beistand wird auch denen zugänglich gemacht, die sich einen Anwalt nicht leisten können oder wollen. Bei Problemen mit dem Vermieter oder Streit mit dem Arbeitgeber erstellen die Studierenden ein juristisches Gutachten, das den Betroffenen ihre Handlungsoptionen aufzeigt. Für die Recherche der Fälle wälzen die Pro Bono-Mitglieder Lehrbücher, Gesetze, Rechtsprechungen ganz wie bei der Klausurvorbereitung – mit dem wichtigen Unterschied, dass es sich nicht um staubige Theorie, sondern um reale Fälle handelt. So wird den Studierenden schon während des Studiums die Tragweite ihrer gesellschaftlichen Verantwortung vor Augen geführt.
Unterstützend begleitet werden die angehenden Jurist/innen von Anwälten und Universitätsprofessoren. Mit ihrem Engagement übernehmen die ehrenamtlich tätigen Studierenden Verantwortung und werden für die sozialen Auswirkungen des Rechts sensibilisiert, während sie noch im theoretischen Studium einen Einblick in den Arbeitsalltag der Juristen erhalten.
Im Team für Zivilrecht sind mittlerweile über 20 Studierende, die Mandanten schriftlich beraten. Die Gruppe für Asylrecht umfasst sogar über 30 angehende Juristen, die an drei verschiedenen Anlaufstellen eine Sprechstunde anbieten.
Darüber hinaus findet dieses Jahr zum dritten Mal die von Pro Bono organisierte Ringvorlesung zum Asylrecht statt. Zu diesen Vorlesungen werden als Dozenten Rechtsanwälte, Richter, Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht und Professoren geladen, die das Asylrecht aus den unterschiedlichsten Perspektiven und vor dem Hintergrund ihrer verschiedenen Disziplinen beleuchten. Pro Bono veranstaltet außerdem immer wieder thematisch verwandte Vorträge, Informationsveranstaltungen und Stammtische, um interessierte Studierende auf die Relevanz des Themas Asylrecht hinzuweisen.
Off-topic 😉
Wer ebenfalls von der Juristerei nicht genug bekommen kann, aber hin und wieder einen anderen Blickwinkel auf das Rechtswesen braucht, dem sei Kafkas „Der Prozess“ ans Herz gelegt und zwar in der Form der schaurig-schönen Interpretation von Konstantin Seliverstov, der den Film 2014 beim Filmfestival Festival of Festivals einreichte.